Moin,
leider ist das Thema „Leder bunt machen“ schon recht komplex. Ich versuche mit dieser kleinen Anleitung einfach mal ein paar Grundlagen zu vermitteln.
Als Disclaimer: Ich habe das nicht gelernt. Es sind meine Erfahrungen die ich mit euch Teile und freue mich, wenn sie euch helfen, meine Fehler nicht machen zu müssen. Oder so ähnlich...
Wie in meinem Gürtel Tutorial erwähnt benutze ich ausschließlich (helles) vegetabil gegerbtes Leder. Beachtet bitte hier schon: Leder ist kein weißes Stück Papier. Es hat hellere und dunklerer Stellen. Auch nimmt es die Farbe unterschiedlich gut auf. Das kann viele Ursachen haben.
In der Theorie kann man „neues“ Leder vorbehandeln. Schmutz, Fette und so weiter entfernen um das Färbe Ergebnis sauberer zu bekommen.
Hierfür gibt es diverse Mittelchen im Handeln.
(Theoretisch kann man Leder sogar bleichen).
Ich nutze diese Möglichkeiten nicht. Mir persönlich gefällt es, dass die Lederfläche an Ende nicht 100% gleich aussieht. Es bleibt etwas natürlicher. Ich hoffe man sieht auf den Bilder was ich meine.
Und beim bleichen wird Leder ziemlich angegriffen…
Bereits gefärbtes Leder kann man ebenfalls weiter färben manchmal sogar umfärben…
Aber das ist ein breites Feld und nicht so trivial.
Zum Färben nutze ich die Oil Dyes von Fiebings. Sowohl die normalen wie auch die Professionell. Bei Letzteren ist die Deckkraft ein bisschen besser. Die Farbauswahl bei den „normalen“ aber Größer.
Die Lederfarben kann man untereinander mischen.
Es gibt auch Verdünner und für Air Brush Nutzer Trocknungsverzögerer.
Die Farben sind Ölfarben in einer Alkohollösung. Die Warnhinweis sollte man beachten. Denn das Zeug ist nicht ganz ohne.
Ich bin nicht euer Sicherheits Salamander. Daher stellt bitte eure Schutzausrüstung eurer Arbeitsmethode entsprechend selbst zusammen. Bei mir ist das als Minimum bei kleineren Arbeiten Einweg Handschuhe. Bis hin zur Absaugung und Schutzmaske beim Airbrushen.
Denn das Zeug färbt Haut. Und ob die Haut noch an etwas lebendem hängt oder nicht ist ihr egal.
Als Werkzeug nutze ich am liebsten (auch bei größeren Flächen) einen Dauber (Wollbausch an einem Metallstil).
Es gehen auch Pinsel, Schwämme, Airbrush oder auch tunken.
Ich finde mit dem Ding hat man viel Luft zwischen seinen Fingern und der Farbe und er lässt sich gut dosieren und kontrollieren.
In meinem Beispiel sind die Werkstücke trocken. Es gelingt aber auch mit Restfeuchten Stücken „frisch vom punzieren“.
Ich fange mit den Kanten an. Die nehmen ziemlich viel Farbe auf. Daher kommen die schon mal zuerst. Dann folgt die Fleischseite (Rückseite).
Die Rückseite ist meistens nicht so wichtig. Bei Gürteln finde ich das immer mies, wenn die Rückseite noch hell blitzt, wenn sich der Gürtel etwas verdreht. Aber um Farbe zu sparen bietet sich diese Stelle natürlich an.
Wenn ihr das Lederstück an besonders Farbempfindlichen Stellen tragen wollt, ist wenig bis keine Farbe auf der Rückseite auch nicht verkehrt. Knalle blauer Gürtel für eine Blütenweiße Tunika als Beispiel.
Das Thema abfärben betrachte ich später nochmal gesondert.
Das Werkstück ist bereits nach wenigen Minuten soweit getrocknet, dass man es umdrehen kann um die Vorderseite bunt zu machen (ggf. vorher nochmal die Ränder…).
Wie man auf dem Bild sehen kann habe ich den Gürtel „in Bahnen“ gefärbt.
Die erste Schicht ist an dieser Stelle vollkommen egal.
Es ist möglich eine andere Intensivität der Farbe hinzubekommen. Aber das ist nicht mehr Teil dieserm Grundlagen Threads.
In diesem Fall: Mit dem Rot kann man ohne Streifen und/oder Flecken kein helles Rot machen.
Jetzt tragt ihr immer weiter Farbe auf. Besonderes Augenmerk auch auf die helleren Stellen. Mit dem Dauber „tupfen“ anstelle von reiben bringt punktuell etwas mehr Farbe auf das Werkstück.
Irgendwann nimmt das Leder die Farbe nicht mehr auf. Man erkennt diese Stellen nach dem trocknen. Sie schimmern oder glänzen. Manchmal in Fehlfarben. Je nach Farbe. Blau schillert gerne Grün/Lila.
Jetzt folgt ein kleines Geheimnis. Es gibt bei den Fiebings Farben Arschloch Farben. Das „Goldbraun“ gehört dazu. Es sieht beim Auftragen Topp aus. Schön satt und dunkel. Wenn es getrocknet ist offenbart sich der Fleckenteppich. Aber Goldbraun ist da nicht die einzige Farbe.
Dazu kommt, dass Leder ein Naturprodukt ist und wie weiter oben schon erwähnt die Farben unterschiedlich aufnimmt.
Aber das nur als kleine Warnung, dass ihr euch nicht wundert. Wenig überraschend ist, dass das Schwarz von Fiebings oft schon beim ersten Mal deckt. Schade nur, das schwarzes Leder niemand mag.
Das „Zu viel“ an Farbe könnt ihr nach dem trocknen mit einer Polierbürste „weg“ polieren. Polierbürsten sind die Bürsten beim Schuhputzzeug die die weichen Borsten haben.
Aber Vorsicht: Ihr habt dann die Lederfarbe in der Bürste. Sprich erst das schwarz runter polieren und dann an die feinen weißen Sonntagsschühchen wäre…uncool.
Jetzt folgt das i Tüpfelchen.
Ich nutze für alles was ich färbe noch einen Hi Liter oder ein Antik Finish.
Das Zeug kann man mit den „Washes“ aus dem Tabletop Bereich vergleichen.
Es hebt zum einen Punzierungen hervor sorgt aber auch dafür das die Lederstruktur besser zur Geltung kommt und tönt die Farbe etwas ab.
Das Zeug gibt es in unterschiedlichen „Farben“. Hier einfach mit gesundem Verstand eine passende Farbe auswählen.
Für Rot nehme ich ein leichtes Braun. Für helles Braun ein dunkel braunes Finish. Für Blau ein Schwarz, etc.
Ich trage das Zeug mit einem leicht feuchten Schwamm auf. Hier ist wichtig, dass es auch in die Vertiefungen (Punzierung) kommt.
Auch die Ränder reibe ich einmal damit ab.
Jetzt wird es etwas tricky. Man lässt das Finish etwas antrocknen und nutzt den Umstand, dass es nicht wasserfest ist aus.
Mit einem feuchten Lappen und poliert leicht über das Leder. Man reibt es damit quasi von den Erhebungen ab, lässt es aber in den Vertiefungen. Bei glatten Lederflächen etwas länger trocknen lassen und nicht so stark polieren. Und hier eher an den Stellen die man etwas heller haben möchte. Das Bild von dem roten dicken Gürtel zeigt den Effekt ein bißchen. Dunklerer Ränder.
Ich persönlich mag den Effekt. Gut sieht man es auch an den angefangenen Rockraffern.
Nun sind wir mit dem Färben fertig. Wenn das Werkstück getrocknet ist, geht es weiter.
Die Fiebings Farben sind von sich aus schon ziemlich farbfest. Dennoch werden sie bei Feuchtigkeit oder wenn sie mit Alkohol/Öl in Berührung kommen noch eine Weile färben.
Auch das Antik Finish ist, wie wir gelernt haben, nicht wasserfest.
Beides bekommen wir mit einem Pigment Fixierer besser in den Griff.
Der bekannteste ist Bag Kote, ebenfalls von Fiebings. Ich trage das Zeug dünn mit einem feuchten Schwamm auf. Dünn ist wichtig, da es die Unart hat, bei einem zu dicken Auftrag milchig abzutrocknen. Nachdem das Werkstück nicht mehr klebrig ist wiederhole ich den Vorgang. Zwei bis drei druchgänge reichen.
Das Bag Kote sorgt dafür, dass das Werkstück realtiv Farbstabil wird. Es bleibt offenporig, so dass man es auch weiterhin mit „Lederpflege“ in Schuss halten kann. Aber wie gesagt verhindert das abfärben.
Das Zeug funktioniert schon recht zuverlässig. Trotzdem probiert eure Werkstücke ruhig nach dem Trocken aus. Aber (!) nach jedem Durchgang Fetten und polieren wird die Farbe die das Werkstück noch abgeben könnte geringer.
Wenn das nicht ein guter Grund ist, sein Zeug vernünftig in Schuss zu halten.
Und bei Fragen und Anmerkungen. einfach schreiben.
Christian